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La Trottineuse. Aufzeichnungen von einer Reise um die Welt mit dem Tretroller. Teil 3.

Nach dreieinhalb Jahren des Lebens und Tretens auf den Straßen Eurasiens ist Blandine vor den Toren Australiens angelangt. Die letzten Monate hat sie im Wettlauf mit der Zeit auf den Highways und Hauptstraßen im kochend feuchtheißen, überbevölkerte Südostasien verbracht. Die Umstände, die sie dort vorfand, ließen sie die Erfahrung eines einfachen und guten Lebens nicht machen. Blättern Sie jetzt mit uns in ihrem Reisetagebuch und lassen Sie uns schauen, wie es ihr auf den abgelegenen australischen Pfaden ergeht.

Sinnlose Kämpfe

Rückblick auf Südostasien

Fast 8 Monate und Tausende Meilen Fahrt durch die Tropen. Südostasien habe ich ein wenig wie jemand erlebt, der gegen die Zeit fährt. Ich habe das abgewandte Gesicht des Urlaubsparadieses der Westler kennengelernt. So sollte es sein. Die Konditionen waren rau, mitunter ziemlich hart, für mich, die ich Einsamkeit, Wüste und die offene Landschaft so liebe.

Ich habe es überstanden, erschöpft zwar, aber bereichert um eine Extraportion an Erkenntnis über einen Teil der Welt, seine Bewohner und Kulturen.

Heute ist der indonesische Teil der Reise in Denpasar zu Ende gegangen, von wo aus ich morgen nach Darwin fliege. Einen großen und herzlichen Dank an alle von Euch, die ihr mich auf dem Weg durch Laos, Vietnam, Kambodscha, Thailand, Malaysia und Indonesien unterstützt habt.

Ich habe auf meinen Reisen gelernt, dass es sinnvolle Anstrengungen gibt, aber auch sinnlose Quälerei. Manche Mühsal lohnte sich, weil ich dadurch vorgefasste Meinungen überwand, während sich andere eher wie Zeitverschwendung und Verlust an Menschenwürde anfühlten.

Ich habe mich nach den Wüsten Westchinas gesehnt, nach den Himmlischen Bergen Zentralasiens, den goldenen Landschaften Persiens. Vielleicht, weil mir hier als Nichtsesshafte das Freiheitsgefühl der historischen Hirtenvölker, der Nomaden abhandengekommen ist.

So lag Australien in der Ferne vor mir wie das Gelobte Land. Von Darwin aus startend beschloss ich, den Kontinent zu umrunden und unterwegs ein paar herausfordernde Touren in Angriff zu nehmen. Nun war es an der Zeit, zur Essenz meiner ursprünglichen Suche zurückzukommen.

Der Philosoph Kant hatte einst den Gedanken, Raum und Zeit seien eine präexistente Brille, durch die wir die Welt erfahren. Für ihn war sie a priori gegeben als eine Eigenschaft des menschlichen Verstandes oder Form der sinnlichen Wahrnehmung.

Und tatsächlich, als ich dann draußen war, war das Nachdenken zum Teil der Wanderschaft geworden, Gedanken eingebettet in physische Bewegung, oft auch in intensive körperliche Anstrengung. Ob nun Kants Meinung über die Erkenntnis relevant ist, war nun schon weniger wichtig.

Denn das simple Leben mit einer selbst angetriebenen Fortbewegungsmaschine bringt einen sofort auf ganz anderen Boden, den Boden der Aktion, der Ethik.

Es war in jedem einzelnen Moment die praktische Suche nach einem fairen Maßstab für das menschliche Leben, nach gerechter Balance von Weggefährten, Territorien und den Lebensräumen von Wesen und Dingen. So, wie ich das erfahren habe, ist eine gut aufgefasste Suche auch der Weg zu Freiheit und Glück.

Raum und Zeit kamen jedoch wieder in meinen Fokus, als es um Freiheit ging. Immer dann, wenn ich zeitlich unter Druck war und in meiner Reiseroute limitiert wurde, schien es, als habe ich den Pfad des guten Lebens verloren und sei in einen dieser sinnlosen Kämpfe geworfen worden.

Das gute Leben braucht, um tagtäglich geübt werden zu können,  eine gewisse Qualität der Zeit und eine gewisse Qualität des Raums. Es ist eine Art Training, das Zeit braucht, um sich zu entfalten und aufrechterhalten zu werden, und es braucht einen bestimmten Boden, um sich verwurzeln zu können.

Norwegen und Finnland waren, genauso wie die Türkei, in dieser Hinsicht die goldenen Zeiten meiner Reise. Im ersten und zweiten Jahr hatte ich in ihren Landschaften geforscht und gelebt. Würde mir Australien auch diese Bedingungen bieten, die für mich essentiell sind?

Eine andere Frage folgte gleich auf diese vorherige: Kann ich überhaupt als selbstangetriebene Reisende einen bestimmten Gesichtspunkt wieder heraufbeschwören, um diese Glückseligkeit noch einmal zu erleben? Oder waren diese Erfahrungen von Freiheit nur in dem Frühstadium der Erkundung einer menschlichen Welt möglich, deren genereller Kurs dem Untergang geweiht zu sein scheint?

Obwohl Blandine gegen das Fliegen ist und eigentlich mit dem Schiff nach Australien kommen wollte, nutzte sie schließlich doch eine Fluggesellschaft. Sie wollte nicht noch drei vier Monate lang in den feuchten Tropen und überfüllten Straßen Südostasiens die Zyklon-Saison abwarten.



Das waren die ersten Bedenken bezüglich meiner bevorstehenden Wanderung auf diesem neuen Kontinent. Sollte sich, leider Gottes, diese finstere Hypothese bewahrheiten, dann würde ich wohl ernsthaft darüber nachdenken müssen, wo ich nun stehe: hat mich mein Umherwandern zu einem dieser essenzlosen Kämpfe geführt?

Vielleicht ist es dann an der Zeit, sich niederzulassen, die Lektionen der Reise in einem neuen sesshaften Leben zu applizieren, was wahrscheinlich war, wie meine Reise enden sollte, früher oder später.

Mit Menschen zusammen sein, die ich mag

“ Ich habe gelernt, dass das Zusammensein mit denen, die ich liebe, genug ist ” ― Walt Whitman. Ja, das und der Weg.
Ein Familientreffen nach zwei Jahren des Umherreisens in Eurasien: kostbare Stunden mit den Liebsten verbracht, geben eine einzigartige Energie. Wir werden uns wahrscheinlich erst in ein paar Jahren wiedersehen. Frohe Ostern und schöne Feiertage Euch allen!

Wasser

Man verspürt nie einen größeren Durst, als wenn man gerade überhaupt nicht durstig sein darf. Über die Transport- und Versorgungsprobleme hinaus, die entstehen, wenn Wasser ein Schlüsselfaktor beim Reisen wird, gibt es zwei Herausforderungen für den Menschen: die eine ist, dem Körper genügend Wasser zu geben, aber nicht zu viel, die andere ist die Auseinandersetzung mit der psychologischen Besessenheit, wenn man künftigen Wassermangel befürchtet (ein Vorgefühl, das einen sehr durstig macht).

Ich habe bereits zwei berühmte Wüsten durchquert: die Dasht-e Kavir im Iran und die großartige Taklamakan in West-China. Aber die australische Herausforderung bringt ein neues Level, wo ich vorhabe Wege zu erkunden, die oft nur vom Hörensagen bekannt und ziemlich weit entfernt von befestigten Straßen sind. Ich werde häufig über viele Tage hinweg nur sehr langsam vorankommen, auf Sandwegen und ohne Versorgungsstellen. Noch aber bin ich in Darwin und lasse mir Zeit, meine Prioritäten zu überdenken, mein Navigationssystem und Einstellungen zu kontrollieren. Euch einen schönen Sonntag!

Die Elemente

Gegenüber Naturelementen ist man hilflos. Gestern hatte ich kaum meinen abendlichen Tee am Feuer ausgetrunken, als ich wie ein totaler Anfänger von einem Wolkenbruch überrascht wurde. Im Dunkeln und bis auf die Haut durchnässt musste ich irgendwie damit zurechtkommen.

Mein Zelt, das hinter einem riesigen Termitenhügel stand, dem einzigen Zufluchtsort, den ich in der Savanne fand, war zwar vor dem horizontalen Regen geschützt, aber das Wasser stieg mir an den Beinen hoch. Heute habe ich mein Lager an einem erhöhten felsigen Platz bei der Straße aufgeschlagen. Immer sind viele verschiedene Faktoren in Betracht zu ziehen. Vor allem nach einer schlecht gemeisterten Nacht im Platzregen. Wer weiß, was die heutige Nacht so bringen wird.

Essen!

Das in etwa ist meine Ration für ein paar Wochen und hunderte Meilen im Staub und in abgelegenen Gegenden. Die spärlich gesäten Motorests im Binnenland funktionieren nämlich nicht auch als Läden, zumeist bieten sie nur warme Speisen oder eine kleine Müslitüte zum dreifachen Preis an.

Von rechts nach links sind hier Lebensmittel angeordnet, rechts diejenigen, die 2-3 Tage halten, bis zu denen links, die 2-3 Wochen reichen. Früchte, Brot und Crackers, die ersten Rationen Haferflocken, Möhren, danach Trockenfrüchte, Datteln und Nüsse, Erdnussbutter, zum Abendessen Couscous, Linsen, Nudeln und Gewürze, Kaffee und Tee. Und am Ende sind es wieder Haferflocken und meine Geheimwaffe Weet-Bix (eine australische Spezialität: Getreidekekse mit hohem Ballaststoff- und geringem Zuckergehalt). Natürlich sind die ersten Tage mit dieser Fracht anstrengend, aber die Freude abends am Feuer macht das wieder gut. Mit den verstreichenden Tagen nehmen die Vorräte ab, und ich fange dann an, die Nüsse zu zählen. Und jetzt entschädigen mich das leichtere Gepäck und die raschere Fahrt für die bescheidene Diät :)

Ich bin nicht für gefriergetrocknete Produkte, die sicherlich ihre Vorzüge für kurzfristige Expeditionen haben, aber für mich, die ich lange unterwegs bin, macht das keinen Sinn, denn sie sind teuer und ich möchte auch ein wenig Genuss beim Kochen haben, obwohl das bei Weitem nicht ist, was ich mir zubereiten würde, wenn ich es selbst anbauen könnte.

Auch die überraschenden Spenden am Wegesrand oder das erfolgreiche Mülltonnentauchen sollen nicht unerwähnt bleiben!

Ein Stück Humanismus im Rucksack

Heute Morgen bin ich in Tom Price zufällig mit dem unglaublichen Team des Nintirri Centers bekanntgeworden, das für lokale Communities, in Familiensachen und für Frauen tätig ist, und das Kunst und Kultur für alle hierherbringen will. Stacey hat mich sprichwörtlich von der Straße weggeschnappt, auf der ich verzweifelt herumfuhr, um einen Platz zu finden, wo ich mir neue Schuhe kaufen kann. Mit unvergleichlicher Herzenswärme hat sie mich eingeladen hereinzukommen und mich den anderen Teammitgliedern vorgestellt, engagierten Frauen wie sie selbst eine ist, voller Tatkraft und Altruismus. Herausgekommen bin ich zwar ohne neue Schuhe, aber mit einem riesigen Stück Menschlichkeit im Gepäck... Danke!

La Trottineuse

Mehr Fotos und Infos finden Sie auf Blandines Webseiten www.wot.latrottineuse.com. Sie können sie auch per Facebook www.facebook.com/latrottineuse verfolgen.

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