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KICK ITALY 2017. Über den Giro auf Rollern mit Václav Liška

Vor vier Jahren gingen sie mit ihren Rollern zum Start des 100. Jahrgangs der berühmten Tour de France. In diesem Jahr haben sie sich zum hundertsten Jahrgang des Giro d'Italia, des härtesten Radrennens der Welt, aufgemacht. Was war daran anders und wie seid ihr mit den Anforderungen der italienischen Strecke fertig geworden?

Vom siebenköpfigen Team des KICK ITALY 2017, das aus Vašek Liška, Alpo Kuusisto, Jarda Odvárka, Kuba Kopecký, Michal Kulka, Tomáš Pelc und Honza Vlášek bestand, haben wird den erstgenannten - den Schauspieler und zugleich Vorstand des Tschechischen Tretrollerverbandes Vašek Liška befragt. 

Nach der Tour de France habt ihr gesagt: Nie wieder! Warum? Was war daran so schwierig, und warum habt ihr eure Entscheidung geändert und seid zum Girod'Italia aufgebrochen?

Ja, wir hatten uns das gesagt! Wir waren nicht nur körperlich erschöpft gewesen, sondern auch psychisch. Und wir haben ein paar Monate gebraucht, um uns zu erholen. Warum sollten wir so etwas also nochmals erleben wollen?  Aber im Leben geht es um Abenteuer Ziele, Erfahrungen. Einige von uns sind Weltmeister im Tretrollersport geworden und auf der Suche nach neuen Herausforderungen bot sich der hundertste Giro geradezu an. Ich wollte sie unterstützen und mich an der Organisation des Unternehmens beteiligen - die Schmerzen aber wollte ich selbst nicht nochmals erleben.  Aber ich wurde von anderen immer wieder überredet, dass ich es versuchen sollte. Also habe ich heimlich trainiert und nach zwei Monaten (genau 6 Monate vor dem Start des Giro), habe ich den Jungs zugesagt, es mit ihnen gemeinsam zu versuchen.

Die Jungs in guter Stimmung. Vašek Liška ist der erste Rollerfahrer rechts.
Die Jungs in guter Stimmung. Vašek Liška ist der erste Rollerfahrer rechts.

Der Giro ist das schwierigere Rennen, trotzdem hatte man den Eindruck, ihr seid ihn entspannter gefahren.  Wieso? Habt ihr mehr trainiert? Oder war der Grund die Erfahrung von der Tour, eine bessere Vorbereitung / Organisation oder ein besseres Support-Team ....?

Zunächst einmal wussten wir, was uns erwartet. Wir fuhren langsamer, wir haben versucht, mehr Spaß beim Fahren zu haben, wenn man das so sagen kann.  Wir hatten mehr Erholungsphasen.  Wir wussten bereits, was notwendig ist und was nicht. Und wir hatten wieder ein großes Support-Team, ohne das es nicht möglich gewesen wäre!

Ihr habt  durchschnittlich 4 Stunden pro Tag geschlafen. Welche Folgen hat es, wenn man an 24 aufeinander folgenden Tagen kaum schläft? Womit musstet ihr beim Giro, außer dem Schlafmangel, noch fertig werden?

Bei mir waren es im Durchschnitt viereinhalb Stunden ... :-) Man wird dadurch langsamer, die Reaktionen sind nicht so lebhaft. Man fährt dann in so einem ganz bestimmten Modus.  Jede unerwartete oder ruckartige Bewegung verursacht Schmerzen. Einige mussten eine Asphaltflechte auskurieren, bei mir musste ein geschwollener Knöchel abschwellen ... vor allem aber hätte es Ruhe und Entspannung gebraucht. Das ging aber nicht, denn wir mussten ja wieder arbeiten.

Die 4. die Etappe endete am Gipfel des Ätna.
Die 4. die Etappe endete am Gipfel des Ätna.
Den Gipfel haben die Jungs in den späten Abendstunden erreicht.  Ähnlich spät kamen sie auch bei den anderen mehr als 180 km langen Etappen an.
Den Gipfel haben die Jungs in den späten Abendstunden erreicht. Ähnlich spät kamen sie auch bei den anderen mehr als 180 km langen Etappen an.

Wolltest du manchmal hinschmeißen?

Ja! In der siebten Etappe, die über 230 km lang war. Zwei Tage hintereinander habe ich eben nur vier Stunden geschlafen, 90 km der Etappe führte auf einer Autobahn, und die fuhren wir über Nebenstraßen, und damit sind wir in Wirklichkeit viel mehr Kilometer gefahren.  Manchmal endete die Straße wegen einer fehlenden Brücke, dann mussten wir auf die Autobahn hochklettern und einen Kilometer auf ihr fahren. Und dann wieder zurück.  Dann kam noch starker Seitenwind dazu. Da bin ich mental weggeknickt.  Auf den letzten 80 Kilometern war ich entschlossen: ich fahre ins Etappenziel und höre dort auf.  Zwei Tage werde ich mich erholen, und dann die Jungs unterstützen.  Am Morgen aber hat mich Michal Kulka überzeugt, zu versuchen, etwa 30 km zu fahren. Dann würde ich weitersehen.  Denn den Giro gebe man nicht im Zelt auf.  Das hat mich überzeugt, und ich habe dann erst in Mailand gestoppt. 

Im italienischen Verkehr geht es manchmal sehr hart zu. Daher versuchten die Jungs, Autobahnen zu meiden, wann immer dies möglich war.
Im italienischen Verkehr geht es manchmal sehr hart zu. Daher versuchten die Jungs, Autobahnen zu meiden, wann immer dies möglich war.
Das Wetter beim Giro war günstig, der einzige Regenguss erwischte die Jungs auf der 14. Etappe.
Das Wetter beim Giro war günstig, der einzige Regenguss erwischte die Jungs auf der 14. Etappe.
Jarda Odvárka ruht sich am Straßenrand aus.
Jarda Odvárka ruht sich am Straßenrand aus.

Du bist der einzige im Team, der den ganzen Giro auf einem Yedoo Wolfer gefahren ist. Einschließlich des Trainings bist du darauf über 6000 km gefahren.  Wie bist du mit dem Roller zurechtgekommen? Hinweis: Die anderen (außer Honza Vlášek, der das ganze Rennen auf einem Kickbike-Roller fuhr) fuhren abwechselnd auf Kickbike- und Yedoo-Rollern.

Wir sind Freunde geworden! Kuba Bostl hat mir geholfen, den Roller genau an meine Bedürfnisse anzupassen. Und das ist gelungen.  Es ging dabei um die Einstellung der Lenker und der Vorbaulänge, damit es während der Fahrt möglichst bequem ist.  Und ich wollte beim Wolfik eine Vorderradbremse haben, mit der ich bereits die Tour gefahren bin. Ansonsten war es ein Serienmodell :-).

Bei einer so langen Strecke ist es wichtig, den Roller auf die eigene Höhe und Fahrstil einzustellen.  Was war bei der Einstellung für dich am wichtigsten?

Das ist eben der Lenker. Durch einen simplen Umbau der Lenker bekommt man in der Regel genau das, was man braucht. Es liegt also eigentlich nicht am Roller, sondern eben nur am Lenker.  Außerdem brauche eine ordentliche Vorderradbremse und den Bremshebel dazu rechts, denn denn in der rechten Hand habe ich mehr Gefühl. Und ein gutes Vorderrad, das so richtig rollt. Dadurch spart man unglaublich viel Energie. 

Vašek und sein geliebter Lenker.
Vašek und sein geliebter Lenker.
Das Team Kick Italy 2017 bestand aus den Rollerfahrern  Alpo Kuusisto, Jarda Odvárka, Kuba Kopecký, Michal Kulka, Tomáš Pelc, Honza Vlášek und Vašek Liška.
Das Team Kick Italy 2017 bestand aus den Rollerfahrern Alpo Kuusisto, Jarda Odvárka, Kuba Kopecký, Michal Kulka, Tomáš Pelc, Honza Vlášek und Vašek Liška.

Woran sollte ein Rollerfahrer denken, wenn er zu einer Ferientour aufbricht (in Bezug auf Ausrüstung und Einstellung des Rollers, eventuell auch körperliche Kondition)?

Man sollte Helm, Fahrradhandschuhe und Schutzbrille tragen. Ich selbst bin mit austauschbaren Brillengläsern gefahren, so dass ich die Augen auch in der Nacht und bei grellem Sonnenlicht schützen konnte. Dann sollten sie gute Freunde, Stimmung und Köpfchen mit einpacken. Es mehren sich Stürze von Rollerfahrern, und viele davon sind durch einen Mangel an Konzentration und eine Überschätzung der eigenen Kräfte verursacht. Es ist daher notwendig, mitzudenken - und natürlich genug zu trinken und zu essen. Mir selbst ging es so oft schlecht während des Giro, und ich wollte weder essen noch trinken. Aber ich musste, sonst wäre ich am Ende gewesen.  Also - man muss mitdenken!!!!!

Die Umgebung der 18. Etappe kennen Sie vielleicht vom Skifahren.  Moena, Passo Pordoi....
Die Umgebung der 18. Etappe kennen Sie vielleicht vom Skifahren. Moena, Passo Pordoi....

Beim Giro haben dich auch die beiden wichtigsten Frauen in deinem Leben begleitet. War das eine Hilfe oder eher zusätzliche Verantwortung, die man fühlt, wenn man seine Nächsten bei sich hat?

Es war eine unglaubliche Hilfe! Mama arbeitete unglaublich hart im Begleitteam, dessen Aufgabe es war, fürs Kochen, die Wäsche, das Aufbauen und Abbauen der Zelte etc. zu sorgen.  Martinka fuhr oft als Support in einem der Begleitfahrzeuge mit.  Wir mussten nicht einmal miteinander sprechen, allein die Tatsache, dass ich sie sah, gab mir unglaublich viel Kraft.  Wenn dies auch nicht auf den ersten Blick zu sehen war. 

Das Begleitteam hat gute Leistungen geliefert, ebenso wenig geschlafen, wie ihr, und hat fast ohne Unterbrechung gearbeitet.  Wie viele Menschen haben für euch gearbeitet? War es schwierig, sie für diese Arbeit zu gewinnen?

Sie waren unglaublich! Oft haben sie weniger geschlafen, als wir, und ohne sie hätten wir es wirklich nicht geschafft.  Zum  Support-Team gehörten insgesamt 118 Personen, die sich abwechselten.  Im Durchschnitt hatten wir 10 bis 11 Leute zur Verfügung. Wir waren froh, dass wir keine Schwierigkeiten hatten, sie zu finden. Viele von ihnen haben ihren Urlaub geopfert, um bei uns zu sein. 

Mit Martinka
Mit Martinka
Das Support-Team baute Zelte auf und ab, kaufte ein, kochte, erledigte den Service an den Rollern und tat überhaupt alles, damit sich die Jungs auf das einzig wichtige konzentrieren können - gut ins Ziel zu kommen.
Das Support-Team baute Zelte auf und ab, kaufte ein, kochte, erledigte den Service an den Rollern und tat überhaupt alles, damit sich die Jungs auf das einzig wichtige konzentrieren können - gut ins Ziel zu kommen.
Vašeks Mutter hat die Jungs unterstützt und kümmerte sich um alle, als wären sie ihre eigenen Kinder.  Morgens einpacken, abends auspacken, tagein, tagaus ... Im Unterschied zur Tour de France hatten die Jungs einen Vollzeitfotografen dabei.  Alle diese wunderschönen Aufnahmen wurden von Ivo Dvořák gemacht.

Wie habt ihr die Reise finanziert?

Wir hatten zwei Hauptquellen. Von den Sponsoren/Partnern des Projekts haben wir den größten Teil bekommen.  Und ein integraler Bestandteil war der Verkauf von Werbeartikeln mit unserem Logo (Mützen, Stirnbänder, Kompressionsstrümpfe, Fahrradflaschen) und eine Crowdfunding-Kampagne. Dieser Teil der Finanzierung hat ziemlich viel Arbeit gekostet, ich war aber höchst erfreut, dass sich die stets wachsende Rollerfahrer-Community daran beteiligte.  Die Menschen haben uns unterstützt und zugleich haben sie etwas Praktisches für ihre Ausflüge erhalten.

Wie habt ihr euch ernährt, welche Nahrungsergänzugsmittel habt ihr genommen, und was für eine Ernährung würdest du denen empfehlen, die eine längere Tour machen wollen?

Die Ernährung muss bei einer nahezu einmonatigen Expedition wirklich abwechslungsreich sein, damit der Magen alles aufnehmen kann.  Wir haben viel gegessen.  Baguettes mit Schinken, Bananen, Käse, Teigwaren, Fleisch, Salate.  Morgens Müsli und Haferbrei.  Ohne Ergänzungsmittel würde es aber nicht gehen - Gels, ION Getränke, Energysticks, Salze, Magnesium.  Das haben wir kiloweise eingenommen :-) ... Es ist gut, das eine oder andere Gel, einen Stick oder Keks bei sich zu haben.  Den Rest kann man überall kaufen. Empfehlenswert ist, zwei Flaschen bei sich zu haben - die eine mit reinem Wasser, die andere mit einem ION Getränk, durch das man die notwendigen Vitamine bekommt. 

Wie viel hast du abgenommen?

Zwei Kilo.  Aber dem Anschein nach um ca. 10 Kilo - mein Körper hat sich total verändert, es sind Muskeln aufgetaucht, die ich lange nicht gesehen hatte :-).  

Welchen Teil des Giro würdest du unseren Lesern für eine Rollerfahrt empfehlen?  Irgendein Tipp für einen Wochenurlaub? 

Das hängt davon ab, was man jeweils am liebsten mag.  Mir haben die Alpen gefallen.  Das ist wirklich ein Erlebnis.  Wunderschöne Berge mit Aussichten, danach perfekte Abfahrten, viele Touristen und Souvenirs.  Ein anderer mag lieber Ruhe und Wein, dann wird es die Toskana mit kleineren Hügeln, Weinkellern und Farmen.  Überrascht war ich von Sizilien, wo es Anfang Mai extrem grün war.  Und Sardinien ist unglaublich schön. In Italien findet einfach jeder, was ihm gefällt. 

 Glücklich am Ziel.  Die Jungs bezeugen, wie stark der menschliche Wille sein kann.
Glücklich am Ziel. Die Jungs bezeugen, wie stark der menschliche Wille sein kann.
Von links:  Tomáš Pelc, Alpo Kuusisto und Václav Liška
Von links: Tomáš Pelc, Alpo Kuusisto und Václav Liška
Vor dem Dom in Mailand
Vor dem Dom in Mailand
Die verdiente Entspannung am Ziel.
Die verdiente Entspannung am Ziel.

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